Die Diskussionen über die Legalisierung und den medizinischen Gebrauch von Cannabis haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen, insbesondere bei älteren Menschen, die mit verschiedenen Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben.
Eine kürzlich veröffentlichte Studie im JAMA Network Open wirft jedoch Zweifel auf die Annahme, dass langjähriger Cannabiskonsum bei Senioren nicht die Fahrfähigkeiten beeinträchtigt.
((https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/fullarticle/2814053))
Durchgeführt vom Centre for Addiction and Mental Health (CAMH) in Toronto untersuchte die Forschung die Gewohnheiten von 31 regelmäßigen Cannabiskonsumenten mit einem durchschnittlichen Alter von 68,7 Jahren, die im Durchschnitt seit 40 Jahren Cannabis konsumierten. Die Teilnehmer wurden gebeten, ihre übliche Menge Cannabis in einer kontrollierten Umgebung zu konsumieren, bevor sie einen Fahrsimulator-Test absolvierten. Die Ergebnisse zeigten, dass selbst erfahrene Konsumenten nach dem Cannabiskonsum Schwierigkeiten hatten, die Fahrspur zu halten.
Die zentrale Messgröße der Studie war die „Standardabweichung der lateralen Position“ (SDLP), die die Fähigkeit der Fahrer misst, innerhalb der vorgegebenen Fahrspur zu bleiben. Sowohl unter normalen Bedingungen als auch unter zusätzlicher kognitiver Belastung – wie dem rückwärts Zählen – zeigten die Cannabiskonsumenten größere Herausforderungen beim Spurhalten. Die Effektstärke betrug 0,30 im einfachen Test und 0,27 unter zusätzlicher Belastung, etwa gleichbedeutend mit der Wirkung von 0,5‰ Blutalkoholkonzentration.
Besonders bemerkenswert ist die Feststellung, dass die THC-Blutwerte vor dem zweiten Test, der 180 Minuten nach dem Cannabiskonsum durchgeführt wurde, nicht mehr erhöht waren. Dies lässt darauf schließen, dass die psychoaktiven Effekte von Cannabis schneller nachlassen als die von Alkohol. Drei Stunden nach dem Konsum schienen die Teilnehmer im Fahrsimulator wieder weitgehend normale Ergebnisse zu erzielen, was darauf hindeutet, dass die Fahrfähigkeit nach dem Cannabiskonsum wiederhergestellt ist.
Diese Erkenntnisse werfen wichtige Fragen auf, insbesondere vor dem Hintergrund der zunehmenden Legalisierung von Cannabis und der damit verbundenen breiteren Verfügbarkeit. Die Studie stellt die Annahme in Frage, dass erfahrene Konsumenten, insbesondere ältere Menschen, aufgrund ihrer langen Fahrpraxis nicht von den Auswirkungen des Cannabiskonsums betroffen sind.
Sie sollten wissen, dass die Ergebnisse auf einem relativ kleinen Probandenpool basieren und weitere Forschung erforderlich ist, um diese Erkenntnisse zu bestätigen und zu vertiefen. Dennoch unterstreichen sie die Notwendigkeit, die Auswirkungen von Cannabis auf die Fahrfähigkeit, insbesondere bei älteren Menschen, ernst zu nehmen.
Die Diskussion über den medizinischen Gebrauch von Cannabis sollte sich nicht nur auf potenzielle therapeutische Vorteile konzentrieren, sondern auch die damit verbundenen Risiken und Einschränkungen berücksichtigen. Eine differenzierte Betrachtung ist unerlässlich, um eine umfassende und ausgewogene Perspektive zu diesem komplexen Thema des Cannabiskonsums im Kontext der Verkehrssicherheit zu entwickeln.
Siehe auch (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/148808/Cannabis-verschlechtert-Fahrleistung-von-Senioren-im-Strassenverkehr).
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